CDSPEZIAL THORENS-SERVICE
Der reine Wahnsinn
M a c h e n e in S u p e r - T o n a r m u n d e in T o p - M C e in e n
T h o r e n s T D 3 0 0 1 B C z u m W e l t k l a s s e s p i e l e r ?
S T E R E O t r i e b d i e A u f r ü s t u n g b i s z u m Ä u ß e r s t e n
Als der schwere SME-Arm
montiert wurde, hielten
links vom Tellerlager
montierte Gewichtsschei-
ben das Subchassis in der
Balance
W
er auf der Website des Berliner Ana-
logspezialisten Phonophono (www.
phonophono.de) die Rubrik „Thorens-Tu-
ning“ anklickt, dessen Ambitionen bekom-
men hinsichtlich der alten „großen“ Thorens-
Dreher TD2001/TD3001 einen kräftigen
Dämpfer. Dort heißt es nämlich:
D iese G eräte sind d ie letzten Subchassis-Lauf-
w erke aus dem „alten“ Thorens-Program m . Sie
spielen a u f dem N iveau aktu eller 500-Euro-
G eräte, d.h. sie sind gut, a b er eben nicht mehr.
L eider klaffen g erade b ei diesen M odellen der
Anspruch und d ie W irklichkeit häufig weit aus-
einander. D ie B esitzer erw arten oftm als, dass
IhrT D 2001 a u f W eltklasse-N iveau musiziert.
nen Ahnen im Test vor knapp zwei Jahren
klanglich klar hinter sich ließ. Der „Alte“
spielte im Bass vergleichsweise undifferen-
ziert, fast mulmig, er schob die Räumlich-
keit zusammen und ließ im Timing Ge-
schmeidigkeitvermissen,
Aber vielleicht reißt ja die exorbitante
Arm/System-Verbindung das Ruder he-
rum. Nach allgemeinem Verständnis wäre
es doch ohnehin vor allem der Tonabneh-
mer, der die Musik macht. Auch dem Arm
wird von Laien eine gewisse Bedeutung zu-
geschrieben, während der Stellenwert des
Laufwerks leider oft verkannt wird. Wenn
der Gleichlauf stimmt und kein Rumpeln
auftritt, ist für die meisten von uns doch al-
Wie stark gehen Tonarm und Abtaster ins Klangbild ein? Wir verglichen zunächst einen alten TD3001
BC (vome) vom Anfang der 90er mit einem aktuellen TD350, wobei beide Spieler mit Regas R8 250-Arm
und Benz ACE M bestückt waren (I.). Dann rüsteten wir den Oldie mit SME SeriesV und Benz LP auf (r.)
D ies ist m it allen Upgrades dieser Welt nicht zu
schaffen. N icht selten erleben wir, dass nach
dem Einbau von (teilw eise recht teurer) Upgra-
des der M om ent der Ernüchterung kom m t.
Kann das wahr sein, schließlich handelt es
sich doch um ausgereifte Subchassis-Kon-
struktionen mit den besten Zutaten aus dem
damaligen Thorens-Baukasten? Wir machten
die Probe aufs Exempel und statteten einen
TD 3001 BC,der nackt ohne Tonarm geliefert
wurde und in dieser Form vor 17 Jahren rund
1800 Mark kostete, mit zwei in Qualität und
Preis extrem unterschiedlichen Arm/System-
Kombinationen aus.
Das günstige Set bildeten Regas „Volksarm“
RB250 sowie ein Benz ACE M (um 250/580
Euro), das ultimative stellten SMEs Top-Arm
SeriesV nebst unserer Benz-Top-Referenz LP
(um 5000/2900 Euro) dar. Als Vergleich diente
der neue, ebenfalls mit RB250 und ACE M be-
stückte Thorens TD350, der in dieser Form
mit gut 3000 Euro zu Buche schlägt und Sei-
les in Butter, oder etwa nicht? In der Rea-
lität liegen die Verhältnisse erfahrungs-
gemäß jedoch exakt anders herum: Ein su-
perbes Laufwerk mit ordentlicher Arm/
System-Kombi wird immer besser klingen
als ein mit höchstwertigem Abtast-Set auf-
getunter Durchschnittsantrieb.
Und der aufgerüstete TD 3001 bildete kei-
ne Ausnahme von dieser Regel. Zwar legte
der Series V/LP-Aufbau gegenüber dem
aus RB 250/ACE M bestehenden an Kraft in
den unteren Lagen zu, wodurch das große
Orchester in „Jubilee“ von Reference Re-
cordings genialer Chadwick-Aufnahme
energischer und druckvoller ‘rüberkam.
Doch schien der in jeder
Beziehung weit ausladende
Klangkörper zu kompakt
und bezüglich der I löhen-
abbildung wie abgeschnit-
ten.
Der unverändert mit Re-
ga-Arm
und
kleinerem
Benz-MC spielende TD 350 staffelte tiefer,
höher und brachte deutlich mehr Luft und
Atem in die Wiedergabe. Klar, auch SME
Series V und Benz LP können das eigent-
lich viel besser. Aber offensichtlich eben
nicht auf einem TD 3001 BC, der schlicht
kein höheres Niveau zulässt.
Mit Harry Belafontes Live-Auftritt in der
Carnegie Hall, die wir in der überragenden
45er-Fassung hörten, zeigte sich das gleiche
Bild: Der TD 350 brachte „Mathilda“ weit
nach hinten ausgelotet dar, er bot ein Feu-
erwerk an Details und ließ der Stimmung
freien Lauf, indem er rhythmische Struktu-
ren klar herausstellte. Der TD3001 BC
hinkte da klar hinterher. Das Publikum ap-
plaudierte scheinbar nur in der ersten Rei-
he, die musikalische Spannung war ver-
gleichsweise flau, das Timing steif - es
mangelte an Swing. Einzig durch eine ho-
mogenere Stimmwiedergabe konnte sich
das Series V/LP-Gespann in Szene setzen.
In allen anderen Disziplinen wurde es vom
I.aufwerk gnadenlos ausgebremst.
Weitere Querchecks bestätigten diese
Eindrücke: Der ungleich einfacher be-
stückte TD 350 klang insgesamt deutlich
hochwertiger und audiophiler als sein von
uns bis zur Unvernunft aufgerüsteter Vor-
fahr. Und dabei sind sich die beiden in vie-
len Punkten doch so ähnlich und sehen
obendrein fast gleich aus.
Phonophono behält also Recht: Für den
TD 3001 ist früher Schluss, als mancher
von uns erwartet hätte. Die Berliner emp-
fehlen aus diesem Grund nur den Wechsel
seiner dünnen Bodenplatte sowie einen or-
dentlichen Tonabnehmer. Wir haben über-
dies gute Erfahrungen mit einem besseren
Netzteil gemacht, das vor allem die Raum-
abbildung
fördert.
Vor
riesigen
Arm/System-Investitionen in die betagten
Thorens-Plattenspieler sollte man sich da-
gegen hüten. Die wären der
reine Wahnsinn.
m b
Das superbe Benz LP, eines
der Top-Referenz-MCs von
STEREO, konnte auf dem
TD 3001 BC seine Qualitäten
nur anklingen lassen
186 STEREO HIFI-SPARBUCH 2/2009